Die Deponie Chalberhau in Rümlang stösst an Kapazitätsgrenzen und soll erweitert werden. Der Gestaltungsplan liegt auf. Bild: sti
26.04.2024 06:00
Die Pläne für die Deponie Chalberhau können nun kommentiert werden
Seit letztem Freitag liegt der Gestaltungsplan zur Erweiterung der Deponie Chalberau öffentlich auf und kann kommentiert werden. Auch werden die Gemeinde und die Regionalplanung ZU angehört.
Rümlang. Fast 700 Seiten umfasst das Dokument und zeigt damit auch, wie komplex die Angelegenheit ist und wie viel berücksichtigt werden muss: so die Vorgaben zur Auffüllung und zur Etappierung, die Erschliessung, Massnahmen zum Natur-, Landschafts- und Gewässerschutz sowie zur Rekultivierung und zur Endgestaltung. Der kantonale Gestaltungsplan mit Umweltverträglichkeitsprüfung und Rodungsgesuch für die Erweiterung der Deponie Chalberhau in Rümlang liegt öffentlich auf.
Seit vergangenem Freitag und noch bis 21. Juni kann er eingesehen werden und man kann sich dazu äussern. Gleichzeitig werden die Standortgemeinde Rümlang sowie die Regionalplanung Zürcher Unterland angehört. Die Einwendungen werden danach von den zuständigen Fachstellen beurteilt und in einem Einwendungsbericht zusammengefasst. Festgesetzt wird der Gestaltungsplan schliesslich durch die kantonale Baudirektion (kantonales Amt für Raumentwicklung und Raumplanung). Er ist Voraussetzung für die Erteilung der Baubewilligung.
Die geplante Erweiterung der Deponie wurde notwendig, weil für die anfallende Menge an Material Typ B (Inertstoffe sind nicht verwertbare mineralische Bauabfälle und unverschmutztes Aushubmaterial, das nicht wiederverwertet werden kann) im Kanton Zürich mittelfristig zu wenig Deponieraum verfügbar ist. Die bestehende Deponie Chalberhau ist dank der Nähe zur Stadt Zürich ideal gelegen, da sie kurze Transportwege garantiert. Anfang Jahr erreichte der Standort gemäss dem Kanton jedoch die Kapazitätsgrenze und soll deshalb erweitert werden. Die Basis dafür bildet der Gestaltungsplan.
Prozess und Kompromisse
Die vorliegende Variante des Gestaltungsplans ist das Resultat eines länger dauernden Prozesses mit drei Vorprüfungen, Interessenabwägungen und Kompromissen. In einem mehrstufigen Workshopverfahren mit den Fachstellen, Grundeigentümern, Umweltverbänden und der Gemeinde wurden zehn mögliche Varianten für die Erweiterung am Standort Chalberhau geprüft mit dem Ziel, die Natur möglichst zu schonen. Schliesslich wurde die Variante «Chalberhau Mitte» ausgewählt. Sie wurde weiter optimiert und enthält umfangreiche Ausgleichs-, Wiederherstellungs- und Kompensationsmassnahmen. Es müssen zum Beispiel weniger Eichen gefällt werden als ursprünglich vorgesehen. Der Bau ist so etappiert, dass die alten Eichen entlang des Waldrands möglichst lange stehen bleiben können. Bezüglich Eichen ist zudem eine Kompensationsfläche in Rheinau von 6,3 Hektaren vorgesehen. Die zu rodende Fläche im Gebiet Chalberhau, welche den Alteichenbestand aufweist und im Waldentwicklungsplan des Kantons Zürich mit «Vorrang biologische Vielfalt» kartiert ist, beträgt laut Kanton 0,6 ha. Trotz allem konnten gemäss der Baudirektion nicht alle Interessen berücksichtigt werden. So habe die Beanspruchung von ökologisch besonders wertvollen Waldabschnitten zwar deutlich verringert, jedoch nicht komplett vermieden werden können.
Widerstand wegen Wald
Die Pläne zur Erweiterung der seit 2018 in Betrieb stehenden und seit 1995 im kantonalen Richtplan festgelegten Deponie Chalberhau stiessen in den vergangenen Jahren auf zum Teil heftigen Widerstand bis hin zur illegalen Waldbesetzung im Frühjahr 2023. Dies vor allem, weil in der Chalberhau ökologisch wertvolle Waldabschnitte betroffen sind. Es stehen dort alte Eichen, die vom Aussterben bedrohten zum Teil einzigartigen Käfern und Flechten als Habitat dienen.
Der Gestaltungsplan kann eingesehen werden in der Gemeinde Rümlang und bei der kantonalen Baudirektion in Zürich. Er kann auch Online aufgerufen werden auf der Website des Kantons Zürich www.zh.ch.
Bettina Sticher